Zum Sonntag Sexagesimae

Ein Impuls zum Predigttext vom vierfachen Acker (Lukas 8, 4-8)
von Pfarrerin Ulrike Menzel

statt Gottesdienst am Sonntag, 7. Februar 2021

Wie Splitter eines Mosaiks  

 

Erster Gedankensplitter

„Sag mal, meinst du eigentlich, dass sich all die Mühe wirklich lohnt?
Du arbeitest dich doch für deine Schülerinnen und Schüler kaputt.
Eine anschauliche Erklärung hier und ein Elterntelefonat da. Neue Medien hier und dein Anspruch, dass die jungen Leute wirklich gebildet werden sollen, da. Seien wir mal ehrlich. Das meiste geht doch auf der einen Seite in die Ohren rein und auf der anderen wieder ´raus, oder? Du musst auch mal an dich denken und nicht immer 100% geben.“
„Weißt du, ich sehe das anders. Vielleicht müssen die jungen Leute ja auf cool machen und so tun, als würde sie nichts interessierten. Aber ich hoffe doch sehr, dass irgendwas von dem, was ich vermitteln möchte, hängenbleibt.
Und wenn es nicht das ganze Wissen ist, dann doch das Gefühl, dass ich sie wertschätze und all meine Liebe und mein Können da reinstecke, dass sie sich gut entwickeln und in dieser Welt zurechtkommen. Ich weiß ja, was du meinst. Aber glaube mir, im Laufe der Zeit merke ich doch ab und an, dass die Kinder ihren Weg machen. Und dann geht mir das Herz auf und ich freue mich für sie.

Zweiter Gedankensplitter

„Weißt du, manchmal frage ich mich, ob alles Tun und Machen in der Kirche nicht irgendwie vergebliche Liebesmüh ist. Wir singen von Gottes großer Liebe, doch in der Welt ist so viel Hass. Wir helfen einzelnen Menschen, aber Millionen auf der Welt leiden Not. Wir glauben an Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, aber meistens ist so wenig davon zu sehen. Wir predigen, dass Jesus Christus Gottes Wort ist, ein Wort, das vergibt, ein Wort, das barmherzig ist. Wir sagen, es ist ein Wort, das jedem eine zweite Chance gibt, weil in ihm ja die Botschaft der Auferstehung steckt, die auf neues Leben hofft trotz Traurigkeit, Versagen und Tod. Und dann gibt es Stimmen, die sagen, so eine Predigt mit vielen Worten ist doch von gestern. Das erreicht niemanden mehr. Da muss man sich schon ´was Interessanteres einfallen lassen, als `nur zu labern´.“
„Mach dir doch nicht so einen Stress. Jesus ist es doch selber so ergangen. Meinst du, er hatte den Anspruch, super effizient alles auf einmal umzusetzen. Er hat doch gerade deshalb die Menschen so toll erreicht und ihnen aus der Seele gesprochen, weil er ihre Macken und ihr Versagen kannte und trotzdem an sie geglaubt hat. Und dann und wann fruchtet es ja doch, Jesus und sein Wort kennengelernt zu haben, selbst wenn es bruchstückhaft ist. Da ist jemand durch ein Lied getröstet worden. Da sagt jemand „Danke, dass Sie mir zugehört haben“. Da ist jemand in der Gemeinde willkommen geheißen worden und macht jetzt mit. Das sind kleine Pflänzchen der Hoffnung. Aber wir sind ja auch noch nicht im Himmel und es reicht womöglich, zumindest das zu tun, was in unseren Kräften steht. Und das machen viele ja auch und erreichen damit was. Und mit der Predigt können wir uns auch an Jesus orientieren. Das war ja kein „Gelaber“. Der hat sich ganz schön viel Mühe mit dem gegeben, was er sagt und wie er es sagt.“

Dritter Gedankensplitter

„Kennst du auch diese Übermotivierten, die immer und überall dabei sind und tun und machen als gäbe es kein Morgen. Die verausgaben sich doch total und gucken gar nicht mehr, ob es noch halbwegs Sinn macht, was sie tun. Die versprühen ihre überschwängliche Freude in alle Himmelsrichtungen und merken gar nicht, ob das den anderen überhaupt guttut oder ob die das hören und sehen wollen.“
„Klar kenne ich solche Leute. Nicht alle wollen was mit denen zu tun haben. Manches ist ja auch ok. Aber viele wenden sich auch ab und machen lieben ihr eigenes Ding“.

Vierter Gedankensplitter

„Hast du dir auch schon mal die Frage gestellt, warum das Potential, das in jedem Leben drinsteckt, sich manchmal super entfalten kann und manchmal verdorrt. Das ist doch richtig ungerecht, oder?“
„Du hast recht. Die Veranlagung, sich gut und gesund zu entwickeln, haben ja eigentlich viele. Aber wenn die Lebensbedingungen schlecht sind, dann verkümmert all das Wertvolle, was Gott in uns reingesteckt hat. Mit den Pflanzen ist es ähnlich. Du kannst den gleichen Samen haben. Je nachdem, wo du ihn aussäst, wird was draus oder nicht. Viele Faktoren müssen ja optimal zusammenkommen, damit die Kraft eines kleinen Samenkorns so richtig zu Geltung kommt. Wenn es gut läuft, wird ein Baum mit Früchten draus. Wenn es schlecht läuft, bleibt es klein und achtlos irgendwo trocken liegen. Es wäre zu schön um wahr zu sein, alles könnte sich optimal entwickeln. In der Realität bleibt leider vieles und bleiben viele auf der Strecke.“

Es bleibt ein Mosaik

Welcher von den Gedankensplittern ist richtig? Kann man das überhaupt sagen? Welcher bleibt bei Ihnen hängen? Das kann man schon eher sagen. Ist ein Gedankensplitter, einer von den vieren genug, um etwas von dem herauszuhören, was in dem heutigen Predigttext, einem Gleichnis aus der Bibel steckt?  Darin geht es auch um vier Teile, nicht um vier Splitter sondern um vier Bodenbeschaffenheiten. Und wie Ihre Gedanken meine vier Gedanken aufnehmen und gut oder nicht gut finden, lesen und vielleicht sofort wieder vergessen oder aber lesen und von vielleicht einem Gedanken im Herzen berührt werden, so geht es in dem Gleichnis darum, dass es von der Bodenbeschaffenheit abhängt, ob aus einem Samenkorn fruchtbringendes Leben erwächst. Wie gesagt, es ist ein Gleichnis.

Jesus hat es zu seinen Jüngern gesagt. Und er liefert nicht sofort eine Erklärung mit. Er spricht im ersten Anlauf davon, dass nicht jede und jeder es auf Anhieb verstehen könne. Es aber zuallererst wichtig sei, zu hören, zuzuhören.
Im zweiten Anlauf kommt heraus, dass er veranschaulichen wollte, wie Gottes Wort gut die Herzen von uns Menschen erreicht. Nicht, indem wir die Frage der Effizienz in den Vordergrund stellen, sondern dann, wenn wir Geduld haben. Vielleicht lesen Sie mal hier die Geschichte aus Lukas 8, 4 - 8 (9 - 15). Wenn dann einige neue Gedankensplitter dazukämen, wäre das nicht verkehrt.  Erst viele
Mosaiksplitter zusammen ergeben ja ein ganzes Bild.

Pfarrerin Ulrike Menzel

Lukas 8, 4-8

DAS GLEICHNIS VOM VIERFACHEN ACKER

 

Als nun eine große Menge beieinander war
und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten,
sprach er durch ein Gleichnis: 

Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen.
Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf.
Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s.
Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht.
Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Angebote unserer Gemeinde für Sie

Aufgrund des Lockdowns feiern wir mindestens bis zum 14. Februar 2021 keine Gottesdienste in der Lutherkirche, laden aber zur Offenen Kirche ein: sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie zu den weiteren regelmäßigen Zeiten an den anderen Wochentagen.

Auf unserer Homepage gibt es Impulse zum Lesen und Hören,
auch zum Mitnehmen in der Offenen Lutherkirche. 

Auch wenn wir nicht gemeinsam in der Lutherkirche Gottesdienst feiern können, sind wir so miteinander verbunden - und wir teilen das, was uns miteinander in dieser Zeit bewegt.

Bleiben Sie behütet,
wir wünschen Ihnen ein gesegnetes, hoffnungsvolles Jahr 2021!