Christi Himmelfahrt

ein Impuls von Pfarrer Andreas Menzel

Und dann war er auf einmal weg ...

Ganz schön unwirklich, die Himmelfahrtsgeschichte, wie so manches, das uns in den Überlieferungen unseres christlichen Glaubens zugemutet wird.

Wie soll man sich das vorstellen, dass Jesus vor den Augen seiner Jünger in einer Wolke verschwindet und zum Himmel emporgehoben wird? Unvorstellbar wie so manches. Und dann hat er auch noch kurz vor seinem Verschwinden gesagt, dass er wiederkommen wird. Darauf, dass er wiederkommt, warten wir noch immer.

Oder?

Die Überlieferungen unseres Glaubens eröffnen den Blick in eine Wirklichkeit, die größer ist als das, was wir mit unseren Sinnen erfassen können.

Da hilft nicht unbedingt die Frage weiter, wie konnte das geschehen – sondern eher, was bedeutet dieses Geschehen und was bewirkt es für uns und unsere Lebenswirklichkeit?

Für die ersten Christen, die die Himmelfahrtsgeschichte einander weitererzählt haben, war mindestens zweierlei wichtig festzuhalten:

zum einen, dass Jesus – der nun einmal nicht mehr sichtbar auf der Erde unterwegs ist – nicht sang- und klanglos im Nirgendwo verschwunden, sondern in Gottes Welt angekommen ist, ganz nah bei Gott, seinem Vater.

Und dass er nach wie vor mit seinen Jüngern verbunden ist und die feste Absicht hat, zu ihnen zurückzukommen. Damit die Welt Gottes, von der er erzählt hat, dann endlich so richtig Wirklichkeit wird. Wann auch immer – aber nicht erst am Sankt-Nimmerleinstag irgendwann in weiter Ferne oder nie, sondern wirklich und schon bald.

Und zwar jetzt und hier. Die feste Erwartung, dass Jesus kommt, beflügelt unsere Hoffnung. Er ist im Himmel – also in der Welt Gottes oder dem Reich Gottes, wie Jesus in seinen Gleichniserzählungen diese Welt benannt hat. Jesus ist weg – und er ist an dem einzigen Ort angekommen, der für ihn, den Gottessohn, vorstellbar ist: Bei Gott, also in Gottes Himmel-Welt.  

Über diese Himmel-Welt oder dieses Himmelreich hat Jesus seinen Jüngern Folgendes erzählt: Es ist schon mitten unter euch.

Der Himmel Gottes ist dann ja gar nicht weit entfernt von uns, sondern wir sind bereits mitten drin. Und Jesus ist auch ganz nah bei uns.

Mitten drin in dieser Gotteswelt, die unscheinbar unter uns entsteht. So unscheinbar, dass man sie oft gar nicht erkennt. Unscheinbar, aber doch wirklich. Wie das kleine Samenkorn, in dem schon die ganz Pflanze verborgen ist. So ist in dem unscheinbaren irdischen Anfang die ganze himmlische Welt verborgen.

Ein spannungsreiches, spannendes Geschehen ist das.
Der Schweizer Theologe Kurt Marti hat das in ein Gedicht verpackt:

Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel der kommt ...

Der Himmel, der ist

Der Himmel, der ist,
ist nicht der Himmel, der kommt,
wenn einst Himmel und Erde vergehen.

Der Himmel, der kommt,
das ist der kommende Herr,
wenn die Herren der Erde gegangen.

Der Himmel, der kommt,
das ist die Welt ohne Leid,
wo Gewalttat und Elend besiegt wird.

Der Himmel, der kommt,
das ist die fröhliche Stadt,
und der Gott mit dem Antlitz des Menschen.

Der Himmel, der kommt,
grüßt schon die Erde, die ist,
wenn die Liebe das Leben verändert.

Kurt Marti, Evangelisches Gesangbuch 153

Christi Himmelfahrt in der Bibel

Jesus führte sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien.
Dann hob er die Hände und segnete sie.
Und dann, während er sie segnete,
entfernte er sich von ihnen
und wurde zum Himmel emporgehoben.
Sie warfen sich vor ihm auf die Knie.
Dann kehrten sie voller Freude
nach Jerusalem zurück.

aus Lukas 24

Weißt du, wo der Himmel ist?

Weißt du, wo der Himmel ist,
außen oder innen,
eine Handbreit rechts und links.
Du bist mitten drinnen.

Weißt du, wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen,
einen Sprung aus dir heraus,
aus dem Haus der Sorgen.

Weißt du, wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben,
sag doch ja zu dir und mir,
du bist aufgehoben.

Wilhelm Willms 1974

Einladung zum Gebet

Du, unser Gott,
wir richten unsere Augen zum Himmel,
um dich zu sehen: vergeblich!
Dabei bist du mitten unter uns und in uns
durch deinen Heiligen Geist.

Hilf uns, dich zu erkennen:
in den Gesichtern von Kindern, Frauen und Männern;
jeder Mensch ein Spiegelbild von dir.
Du lässt dich finden, wenn wir suchen.

Das glauben wir durch Jesus Christus,
der gesagt hat: Suchet, so werdet ihr finden,
Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist eine
himmlische Einheit ist und mit ihnen lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen