Zum vierten Sonntag nach Ostern (10. Mai)

von Pfarrerin Caroline Peter

KANTATE

Liebe Gemeinde,
heute ist der Sonntag Kantate.

Kantate, das ist ein lateinisches Wort, ein Imperativ, eine Aufforderung, die im Deutschen: „Singe“ bedeutet. Und diesem Singen und Musizieren, der Kirchenmusik ganz allgemein, ist der heutige Sonntag gewidmet.

Das zeigt sich an den Bibeltexten und Liedern, die unser Gottesdienstbuch für diesen Sonntag vorsieht. Das „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“ des Wochenspruches ist dem Wochenpsalm 98 entnommen. Zum Singen, Rühmen und Gott loben werden wir in diesem Psalm aufgefordert, zum Lob mit Harfen und mit Saitenspiel, mit Trompeten und Posaunen.
Die Lesungen erzählen von dem Harfenspiel, mit dem David den König Saul besänftigte und von der Aufforderung aus Kolosser 3: „Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, mit Psalmen. Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt Gott dankbar in euren Herzen. Und in dem vorgeschlagenen Predigttext aus dem 2. Chronikbuch wird von der Einweihung des Tempels berichtet, dass dabei Sänger in weißen Gewändern am Altar standen mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und 120 Priester, die mit Trompete bliesen. Dazu das Wochenlied: „Du meine Seele singe“ (EG 302).

Ja, die christliche Gemeinde ist eine singende Gemeinde.

Sie singt ebenso wie die Gemeinde der Juden. Einer der ältesten Texte der Bibel aus dem 2. Buch Mose erzählt von Miriam, der Schwester des Mose, die ein Lied der Freude über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten singt. Später besingt auch Mose dieses Ereignis.
Zacharias singt, als er erfährt, dass er der Vater Johannes des Täufers werden soll.
Und Maria singt: das Lob darüber, dass sie als Mutter Jesu auserkoren wurde.
Und am Ende der Zeiten werden die Erlösten singen, davon lesen wir im prophetischen Buch des Neuen Testamentes, der Offenbarung des Johannes.
In der Bibel finden sich Loblieder und Klagelieder, Hoffnungslieder, Lieder der Liebe im Hohenlied und ein ganzes Gesangbuch: das Buch der Psalmen.

 

Lobpreisendes und dankendes Singen kann das Herz fröhlich machen, das Klagelied hilft nicht nur, Nöte und Sorgen abzulegen, sondern im Vollzug des Klagens kann neue Hoffnung entstehen, auch, wenn sich die äußere Situation des Beters nicht geändert hat. Die Psalmen sind voll von solchen Beispielen.

Weil für Menschen, die Gott vertrauen, die Welt niemals im Vorfindlichen aufgeht, sondern weil sie ihre Kraft aus einer Quelle schöpfen, die größer ist, als die Faktenlage der Welt.
Und darum kann der Dichter des Wochenliedes „Du meine Seele singe“, Paul Gerhardt, auch so hoffnungsvolle Sätze schreiben, wie etwa die der 2. Strophe: Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil! Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil, das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt; sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig ungetrübt.

Solche Erfahrungen und Gewissheiten wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch immer wieder.

Und auch – wenn wir im Moment davon ausgehen müssen – unsere ersten Live-Gottesdienste ohne Gemeindegesang feiern zu müssen, möchte ich Sie dennoch ermuntern: Kantate! Singe! Singe, lobe und danke Gott! Dieses Singen muss nicht unbedingt durch hörbare Töne begleitet werden, denn, so lesen wir in Römer 8, 27 „der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist“. Amen.

Pfarrerin
Caroline Peter

Online-Chorprojekt unserer Westfälischen Kirche zum Sonntag Kantate "Singet dem Herrn ein neues Lied"

Impulse aus unserer Gemeinde in Dahlhausen zu den vergangenen Sonn- und Feiertagen

1. Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge
zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben
hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben,
solang ich leben werd. 

2. Wohl dem, der einzig schauet
nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet,
der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen,
den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen
bleibt ewig unbetrübt. 

3. Hier sind die starken Kräfte,
die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte,
die seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde
mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl’ge Herde
im großen wilden Meer. 

4. Hier sind die treuen Sinnen,
die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen,
die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden
und was er spricht, geschicht;
und wer Gewalt muss leiden,
den schützt er im Gericht.

5. Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen
zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen
oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen,
die reißt er aus der Qual. 

6. Er ist das Licht der Blinden,
erleuchtet ihr Gesicht,
und die sich schwach befinden,
die stellt er aufgericht’.
Er liebet alle Frommen,
und die ihm günstig sind,
die finden, wenn sie kommen,
an ihm den besten Freund. 

7. Er ist der Fremden Hütte,
die Waisen nimmt er an,
erfüllt der Witwen Bitte,
wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die ihn hassen,
bezahlet er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen,
das wirft er um und um. 

8. Ach ich bin viel zu wenig,
zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König,
ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
gen Zion in sein Zelt,
ist’s billig, dass ich mehre
sein Lob vor aller Welt.  

Evangelisches Gesangbuch 302,
T Paul Gerhardt 1653
M Johannes Georg Ebeling 1666