Meine Schuld?

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Wochen - es war kurz vor den Ausgangsbeschränkungen durch die Coronakrise - hatte ich so eine Art persönliches Karfreitags-Erlebnis:

ich war gerade ins Auto gestiegen und hatte den Wagen aus einer Parklücke manövriert, als ich ein „Klack“ vernahm, ein Geräusch nicht besonders laut, aber es gab keinen Zweifel, da hatte mein Fahrzeug wohl in irgendeiner Weise das vor mir parkende Auto touchiert. Ich fuhr rechts ran und informierte die Polizei.

Dann stieg ich aus und betrachtete mein Auto an der in Frage kommenden Seite. Da konnte ich nichts erkennen. Nun ging ich zu dem möglicherweise geschädigten Wagen. Der war nun an der betreffenden Seite so richtig voller Macken, ob davon eine frisch war, das konnte ich nicht beurteilen...
Dann traf die Polizei ein: die Polizisten holten Lampen und Messlatten aus ihrem Auto und inspizierten zunächst meinen, dann den anderen Wagen. Ich hoffte immer noch, dass vielleicht nur der Spiegel das andere Auto berührt haben könnte. - aber nein, an meinem Auto erkannte der Beamte etwas und er fand am anderen Auto einen Kratzer unter den vielen, der von der Höhe her zu passen schien.

Ich händigte der Polizei meine Fahrzeugpapiere aus für die Anzeige und überlegte schon, welche Kosten jetzt auf mich zukommen würden, als plötzlich der Besitzer des Autos um die Ecke kam. Meine Gedanken waren negativ: Er wird mir den gesamten Schaden an seinem Auto anlasten. Da war ich mit sicher. 

Doch es kam anders:

Er ging auf sein Auto zu, schaute kurz auf die Seite und sagte: „Da ist nichts Neues, das war ja alles schon da!!!“
Ich traute meinen Ohren nicht. „Sind sie sich sicher“, fragte die Polizei. Ja, er sei sicher, sagte der Mann. „Na denn“, sagte der Polizist, gab mir meine Papiere zurück, zerriss das Blatt auf dem er schon begonnen hatte, meine Personalien zu notieren und wünschte eine gute Fahrt.

Liebe Leserinnen und Leser,

das ist die Bedeutung des heutigen Tages: unser Schuldschein ist zerrissen, wir sind freigesprochen!

In 2. Korinther 5, 19 lesen wir:
Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete uns unsere Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.

Karfreitag, das heißt, alle Schuld ist dir vergeben, du bist frei. Frei, weil ein Anderer, Jesus Christus, unsere Schuld, all das, was uns belastet, lähmt und zu Boden zieht, auf sich genommen hat, mit seiner ganzen Existenz für uns einstand und sogar in den Tod ging, den Tod am Kreuz auf Golgatha.
Karfreitag, das heißt, alle Schuld ist dir vergeben, du bist frei. Denn Jesus Christus hat dich freigemacht von allem, was du getan oder gedacht hast, was dich bedrückt, wofür du dich schämst, was du bereust und am liebsten ungeschehen machen würdest. Richte dich auf und geh mit Freuden in deine Zukunft ohne Last! Amen.

Pfarrerin Caroline Peter