Zum Ewigkeitssonntag (22. November 2020)

Ein Impuls von Pfarrer Andreas Menzel

Eine Rosenblüte im Herbst.

Das kommt schon vor, dass Rosen nicht nur im Sommer blühen.
Mir fiel sie vor kurzem ins Auge, diese Blüte am Stamm einer Rose, die eher ein Schattendasein an der Nordwestecke unseres Pfarrhauses fristet,
wenig beachtet, wild gewachsen,
unter dem Blätterdach der großen Bäume.

Da war auf einmal diese Blüte,
leuchtend Gelb, ringsum schon das sich färbende Herbstlaub,
angestrahlt von den Sonnenstrahlen eines warmen Herbsttages.

Ein Bild wie ein Gleichnis, dachte ich:

Als ob sie protestieren möchte, diese Blume, sich nicht damit abfinden, dass die Blätter fallen, die Temperaturen bald kühler, der Wind rauer und die Tage kürzer werden.

Leuchtende Lebendigkeit gegen den trüben, trostlosen Herbst.

Jesus sagt:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.

Ein Satz wie eine blühende Rose im Herbst.
Verstehen kann man das eigentlich nicht – oder doch?
Wenn man diese Rosenblüte wahrnimmt.
Oder vielleicht mehr noch, wenn man wahrnimmt,
was auch im Sterben möglich ist.
Manchmal deutlich wahrnehmbar,
oft verborgen und vielleicht allenfalls zu erahnen:
dass da LEBEN ist.
In allem Sterben.

Ich erinnere mich an manches Gespräch
darüber, wie es war, wie sie war, die letzte Zeit mit einem lieben und vertrauten Menschen.
Wie schwer das alles war.
Wieviel Sorgen und wieviel Traurigkeit

und mittendrin ein Lichtblick wie eine strahlende Blüte.

Vielleicht ein Gespräch, das sich ergab.
Worte die gesagt wurden – ehrlich und
Eine Begegnung, die sein durfte,
oder miteinander geteilte Zeit.
Oder dass man die Kraft hatte, auszuhalten und zu begleiten,

Vielleicht auch einfach nur die Erkenntnis,
dass der Weg durchs Sterben nicht ein Weg ins Dunkle ist.
die Erfahrung, dass etwas bleibt, auch wenn das äußerlich wahrnehmbare unseren Sinnen entgleitet.
Im Herzen gespürte Liebe – wie eine erblühende Rose.

Leuchtende Rose im Herbst
aufblühendes Leben
wo ringsherum
alles verwelkt

Knospende Hoffnung
inmitten von Vergänglichkeit
Leben blüht auf
trotzt herbstlichem Wind

Gleichnishaft

Das Leben ist stärker
Liebe trägt durch den Tod

Auferstehung und Leben – im Angesicht des Sterbens.

Ich bin die Auferstehung und das Leben, sagt Jesus.
Und er sagt es nicht einfach so daher.
Es sind Worte, die gefüllt werden können – mit Lebens-Erfahrungen und mit Erfahrungen des Sterbens.

Jesus sagt diesen Satz, als er in ein Sterbe-Haus gerufen wird,
zu dem Schwestern-Paar Maria und Marta, deren Bruder Lazarus gestorben ist.
Da ist viel Traurigkeit, auch Erschrecken über den Tod.
Da kann man nicht einfach drüber hinweg gehen
und sagen, dass alles wieder gut wird wie vorher.

Nein, nicht wie vorher, nicht wie früher.
Aber dass es trotz des Todes
Hoffnung gibt,
Hoffnung auf ein neues, anderes Leben –
dafür hat Jesus gelebt und dafür ist er gestorben.

Die Rose trotzt dem herbstlichen Wind,
der die Vergänglichkeit herüberweht.
Jesus trotzt dem Sterben,
seine Liebe ist stärker als der Tod,
sie trägt durch den Tod hindurch. 

Möge uns in dieser Zeit
diese Liebe nahe kommen,
dass wir von ihr umgeben sind.
Ganz irdisch und ganz nah,
ganz menschlich. 

Von guten Mächten treu uns still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so möge er diese Tage mit uns leben
und mit uns gehen in ein neues Jahr.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Denken und begreifen,
der bewahre unsere Hoffnung,
durch die Liebe Jesu Christi.

Amen.

Offene Kirche mit Erinnerung an unsere Verstorbenen am Ewigkeitssonntag

Ewigkeitssonntag, 22. November, 10 bis 15 Uhr
Lutherkirche in der Dr.-C.-Otto-Straße 110

Aufgrund von "Corona" können wir am Ewigkeitssonntag nicht wie sonst den jährlichen Gottesdienst feiern, in dem wir die Namen unserer Gemeindeglieder nennen, die im zurückliegenden Kirchenjahr gestorben sind. Trotzdem soll es am 22. November in unserer Lutherkirche möglich sein, dass wir dem Gedenken unserer Verstorbenen Raum geben und verbunden in der Gemeinschaft unserer Kirche Zuversicht und Hoffnung erfahren - darauf, dass Gott uns schützt und begleitet, wie unser Leben auch gerade ist, im Glauben, dass Jesus Christus das Licht unseres Lebens ist. 

Den ganzen Tag über zwischen 10 und 15 Uhr haben Sie die Möglichkeit, die offene Lutherkirche zu besuchen.Jeweils zur vollen Stunde gibt es in Verbindung mit ein wenig Musik hoffnungsvolle Gedanken.
Sie können ein Kerzenlicht entzünden für die Menschen, denen Sie im Herzen weiterhin verbunden sind - ganz gleich, ob sie in den vergangenen Monaten oder bereits vor längerer Zeit gestorben sind.
Die Namen der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres werden in unserer Kirche den Tag über sichtbar sein.

Wegbeschreibung zur Lutherkirche

Leuchtende Rose im Herbst

Leuchtende Rose im Herbst
aufblühendes Leben
wo ringsherum
alles verwelkt

Knospende Hoffnung
inmitten von Vergänglichkeit
Leben blüht auf
trotzt herbstlichem Wind

Gleichnishaft

Das Leben ist stärker
Liebe trägt durch den Tod

 

aus Johannes 11

Jesus Christus sagt:

Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben,
auch wenn er stirbt.