Herzliche Einladung zur Offenen Lutherkirche an Christi Himmelfahrt, 13. Mai, von 10 bis 12 Uhr!

Christi Himmelfahrt

zum zweiten Himmelfahrtstag in der Pandemie
ein Impuls von Pfarrer Andreas Menzel

Jesus ist wieder weg – und nun? 

Ein ernüchternder Tag könnte es gewesen sein, damals für die Jünger 40 Tage nach Ostern. Ich stelle mir vor, Petrus und die anderen sind innerlich aufgewacht. Einer hat sich in die Wange gekniffen und festgestellt: Er ist ja tatsächlich nicht mehr da. Und der Zweifel brach sich Bahn: war alles nur ein Traum – dieses himmlische Leben mit Jesus? Jesu Geschichten von der Welt, in der sich der Himmel erdet. Seine Wunder, durch die das anschaulich und begreifbar wurde. Gottes Reich mitten unter uns …

Wie geht es weiter, nach der österlichen Euphorie, in einer Welt jenseits von Ostern, diesseits tief unter dem Himmel. 
Sie mussten einen Weg finden damals.

 

Wir müssen einen Weg finden – heute.

In einer Wirklichkeit die so ist wie sie ist. Kein Raum für himmlische Gedanken, statt dessen die Herausforderung, mit irdischen Katastrophen leben zu müssen.

Wohin geht der Blick, gibt es eine Erkenntnis, die uns heute weiterbringt – heute, am zweiten Himmelfahrtstag in der Pandemie, wo wir noch immer mit riesigen Problemen zu kämpfen haben. Was bringt uns da die Botschaft von einem „in den Himmel aufgefahrenen Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, von wo er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten“?

Soll er dort doch sitzen – was hilft uns das hier unten? Er ist doch aus dem irdischen Blickfeld geraten. Und hier auf der Erde müssen wir weiter kommen mit Teststrategien und Impfpriorisierung. Da ist wenig Raum für himmlisches Löcher-in-die-Luft-starren. Handfestes Tun ist dagegen gefragt, damit wir die Pandemie in den Griff bekommen.  Was nach wie vor nicht einfach ist, auch wenn es aktuell so aussieht, dass die Situation so langsam wieder kontrollierbar wird.

Die Pandemie hat uns einiges vor Augen geführt. Auch dieses:

Wir wissen viel – und haben doch nicht den Überblick.

Wir haben unglaublich viel Wissen gesammelt – und können es doch nicht beherrschen.

Es gibt unendliche Möglichkeiten – doch unsere Fähigkeit, uns dieser Möglichkeiten zu bedienen und sie uns zunutze zu machen, ist begrenzt. Das zurückliegende Jahr hat Perspektiven verändert und neue Erkenntnisse gebracht. Bei allem Wissen bleibt unendlich viel Ungewissheit und Unsicherheit.

Jesus behält den Überblick.

Diese hoffnungsvolle Botschaft vernehme ich in der Himmelfahrtsgeschichte: Jesus ist zwar weg, doch er richtet nach wie vor seinen Blick auf uns und unsere Welt und bleibt in Kontakt. 

Die Christus-Statue in Rio de Janeiro bringt das auf eine beeindruckende Weise zum Ausdruck. Ehrlich gesagt, hat mich diese Statue früher eher abgestoßen und irritiert. Was für eine Vorstellung von Jesus Christus wird da in Szene gesetzt? Monumental, übermächtig schwebt er über der Welt.

Der Christus in Rio wirkt befremdlich. Ein Christus, der über den Dingen steht – abgehoben, hoch oben über der Metropole voller Kontraste.

Was bringt dieser Christus den Menschen hier unten?

Ein Detail an dieser Christus-Darstellung rührt mich an: sein Blick geht nicht über die Köpfe der Menschen hinweg. Seine Augen schweifen nicht in die Ferne des Weltalls. Mit geneigtem Kopf wendet er sich den Menschen zu. In seiner unendlichen Größe blickt er die Menschen an – rührt sie an. Und Menschen blicken zu ihm hinauf – voller Ehrfurcht und Bewunderung, ihn anbetend, zugleich voller Vertrauen und Erwartung, dass er Ihnen etwas gibt und sie in Beziehung zu ihm kommen.

Nein, der himmlische Christus ist nicht abgehoben und schwebt über den Dingen. Er bleibt in Beziehung.

Er ist Christus für mich und für dich.

Der Blick von Christus und mein Blick treffen sich.
Ich werde angerührt und sehe mehr und sehe tiefer. Sehe Tiefgründiges.
Sehe hinter den Bildern von Pandemie und anderen Katastrophen,
von Not und Kriegen
diese Augen, 
die Augen von Christus
voller Güte und Menschenfreundlichkeit.

„Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid“,
lesen wir in dem Predigttext aus dem Epheser-Brief für den Himmelfahrtstag 2021.
Der im Himmel „da oben“ schaut zu uns hinüber und rührt unsere Herzen an mit seinem Blick. Von seinem Blick getroffen und erleuchtet sehen wir Neues, Anderes jenseits aller katastrophalen Bilder. Hoffnung leuchtet auf, Hoffnung, die den Himmel erdet, die herausfordert und ermutigt, die himmlische Botschaft weiter zu tragen. Damit der Himmel auf die Erde kommt.

Insofern möchte ich das, was wir an Himmelfahrt bedenken, als ein wechselseitiges Geschehen verstehen. Der himmlische Christus bleibt in Beziehung – wirkt unter uns und durch uns und berührt unsere irdische Wirklichkeit.

Amen.

Da berühren sich Himmel und Erde
(T Thomas Laubach, M Christoph Lehmann),
gesungen von Ruhama auf dem Ökumenischen Kirchentag in München

Christi Himmelfahrt in der Bibel

Jesus führte sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien.
Dann hob er die Hände und segnete sie.
Und dann, während er sie segnete,
entfernte er sich von ihnen
und wurde zum Himmel emporgehoben.
Sie warfen sich vor ihm auf die Knie.
Dann kehrten sie voller Freude
nach Jerusalem zurück.

aus Lukas 24

Predigttext für Christi Himmelfahrt 2021

Darum, nachdem auch ich gehört habe
von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus
und von eurer Liebe zu allen Heiligen, 
höre ich nicht auf, zu danken für euch,
und gedenke euer in meinem Gebet,
dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit,
euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.
Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens,
damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid,

wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist
und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist,
die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. 
Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat und 
eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel
über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.
Und alles hat er unter seine Füße getan und
hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 
welche sein Leib ist,
nämlich die Fülle dessen,
der alles in allem erfüllt.

Epheser 1, 15-23

Einladung zum Gebet

Du, unser Gott,
wir richten unsere Augen zum Himmel,
um dich zu sehen: vergeblich!
Dabei bist du mitten unter uns und in uns
durch deinen Heiligen Geist.

Hilf uns, dich zu erkennen:
in den Gesichtern von Kindern, Frauen und Männern;
jeder Mensch ein Spiegelbild von dir.
Du lässt dich finden, wenn wir suchen.

Das glauben wir durch Jesus Christus,
der gesagt hat: Suchet, so werdet ihr finden,
Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist eine
himmlische Einheit ist und mit ihnen lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen

Da berühren sich Himmel und Erde

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.