m i t t e n d r i n

Ein Impuls von Pfarrerin Ulrike Menzel

zum Predigttext für den Sonntag Jubilate (25. April 2021)

Apostelgeschichte 17, 22-34

 

Ich starte direkt mittendrin.

Es war in Griechenland.
Ach, dieses Urlaubsland.
Aber nein, auch dieses arme Land und Flüchtlingsland.
Und vor allem dieses Land der Demokratie und Philosophie,
der Götter, Politiker und Denker,
der Dichter auch und Rhetoriker.

Und mittendrin nun steht er: Paulus,
selbst ein Geflüchteter und Gebildeter,
denn er kannte sich aus in der Bibel,
ein Handwerker auch, denn er konnte Zeltstoffe weben.
Selbst ein Denker, Redner und Rhetoriker,
was seine brillante Rede in Athen zeigt.

Dort steht er mitten auf dem Areopag.
Es ist nicht klar, ob draußen auf dem Stadthügel,
dann würde er mitten in der Volksmenge stehen.
Oder steht er innen, wo Gericht gehalten wird?
Dann wären Gelehrte, Politiker und vornehme Leute anwesend.

Es ist egal, denn Paulus versteht es, für alle zu predigen.
Die Athener sind neugierig, was Paulus ihnen zu bieten hat.
Und er, der sich bei seinem Spaziergang durch die Stadt
fürchterlich über all die Göttertempel aufgeregt hat,
hat den Clou raus und sagt:
Ich habe in eurer Stadt einen Altar gesehen auf dem stand:
„Dem unbekannten Gott.“

Nun sind alle ganz Ohr,
denn Paulus scheint den unbekannten Gott zu kennen.
Von dem predigt er,
dass dieser keine von Menschen gemachte Tempel braucht,
weil er selber größer ist, der Gott des Himmels und er Erde,
der auch uns Menschen gemacht hat.
Paulus webt Wort für Wort und Satz für Satz seine Rede
und sagt dann über Gott:

In diesem Gott leben, weben und sind wir.
Authentisch, wenn jemand das Webhandwerk beherrscht.
Lebendig, wenn jemand dorthin geht,
wo die Menschen sich versammeln. Und mittendrin.
Und das, was Paulus da praktiziert,
mitten in der Menschenmenge lebendig und authentisch von Gott zu reden, 
deckt sich mit dem, wie er seine Zuhörerschaft
mit Gott in Beziehung bringen möchte.
In diesem Gott leben, weben und sind wir.

Wir sind mittendrin. In Gott.
Er ist um uns und wir sind in ihm.
Wir leben und weben. Wir sind verwoben.
Sind wie im world-wide-web vernetzt,
aber anders, geistlich, zum Leben gestärkt durch einen,
den Paulus gar nicht beim Namen nennt.

Gott hat einen Mann von den Toten zu neuem Leben erweckt.
Das war an Ostern.
Durch ihn sind wir aufgerufen, neu und anders zu leben.
Durch ihn sind wir mit Gott verbunden.

Kluger Redner, dieser Paulus.
Einige belächeln, was er sagt.
Einige wollen später mehr hören.
Und dann geht Paulus weg aus ihrer Mitte
und einige folgen ihm, werden gläubig,
haben persönlich verspürt,
dass mit den Worten des Paulus Jesus in ihrer Mitte war,
Jesus Christus, Gottes Sohn.

Wo und wie leben wir?
Im Moment in der Coronazeit.
Es ermutigt mich zu hören,
es gibt eine Dimension und eine Kraft,
einen Gott, unseren Gott,
der größer und weiter ist und uns umfängt und lebendig erhält.

Wo und wie leben wir?
Ich hoffe und glaube so,
wie Paulus es in Athen formuliert hat.
Gott ist nicht ferne einem jeden und einer jeden von uns.
Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Amen.

Lied zum Sonntag Jubilate

1. Gott gab uns Atem, damit wir leben,
er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

2. Gott gab uns Ohren, damit wir hören.
Er gab uns Worte, dass wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.

3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln.
Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehen.

Evangelisches Gesangbuch Nr. 432

Einladung zum Gebet

Lebendiger Gott,

in unserer Dunkelheit entzündest du ein Feuer,

das nie verlöscht.

Durch den Geist des Lobpreises

holst du uns aus uns selbst heraus.

Uns Armen Gottes

hast du ein Geheimnis der Hoffnung anvertraut.

In die Zerbrechlichkeit des Menschen

hast du eine geistliche Kraft gelegt,

die nie wieder entschwindet.

Selbst wenn wir sie übergehen,

sie bleibt da, um uns voranzutragen.

Ja, in unserer Dunkelheit

entzündest du ein Feuer, das nie verlöscht.

Frère Roger Schutz, Taizé

Wochenspruch

Darum,

ist jemand in Christus,

so ist er eine neue Kreatur.

Das Alte ist vergangen;

siehe, es ist alles neu worden.

2. Korinther 5, 17