Ab dem 1. Januar 2024 sind zusammen wir mit den ehemaligen Gemeinden Eppendorf-Goldhamme und Weitmar die EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE BOCHUM-SÜDWEST.

Alle aktuellen Infos gibt es nun auf der Homepage unserer neuen Gemeinde https://ev-kirche-bochum-suedwest.de

Zum 1. Avent (29. November 2020)

Ein Gottesdienst von Pfarrerin Anja Sonneborn

Am 29. November um 10.30 Uhr in der Lutherkirche und hier zum mitfeiern oder nachlesen für zu Hause

Wir beginnen diesen Gottesdienst im Namen Gottes. Gott ist Quelle und Ziel allen Lebens.
Jesus Christus gibt unserer Hoffnung festen Boden.
In der Kraft, die in Gottes Geist ihren Ursprung hat, können wir aufeinander zugehen und das Gesicht dieser Welt verändern.
Amen.

Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr!

Alles Gute für das neue Jahr!

Ich habe mich nicht mit dem Datum geirrt und schreibe auch keine Nachricht für den 1. Januar.

Nein. Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neuer Kirchen-Jahr. Denn mit dem 1. Advent beginnt es.

Am letzten Sonntag waren überall in Deutschland Menschen in den Kirchen und auf den Friedhöfen, um am Toten- oder Ewigkeitssonntag an ihre Verstorbenen zu denken. Diesen Brauch verdanken wir dem preußischen König Friedrich Wilhelm III., der das erst vor etwa 200 Jahren festgelegt hat.

Dass der 1. Advent der Jahresanfang ist, haben christliche Mönche entschieden. Sie haben ihre liturgischen Bücher mit dem 1. Advent eröffnet, weil mit dem Tag etwas Neues beginnt. Denn die Geburt Jesu wurde angekündigt.

Es kündigt sich etwas Neues an.

Und wie das auch bei einer Schwangerschaft ist: Man muss warten, sich auf das neue Leben einstellen, sich vorbereiten.

Genau das tun wir im Advent. Warten und uns vorbereiten auf die Geburt Jesu, auf sein Geburtstagsfest an Weihnachten. Unsere Vorbereitung sieht jeweils anders aus. Die einen backen Plätzchen und basteln Sterne oder Adventskränze, viele schmücken ihre Wohnungen, andere meditieren oder lesen regelmäßig in einem Adventskalender.

Und wenn alles in diesem Jahr etwas anders ablaufen muss als es schon immer war, dann regt dies vielleicht den einen oder die andere zum Nachdenken an und gibt die Möglichkeit und Raum für Neues.

Macht euch bereit, öffnet euer Herz, damit das Neue, das mit Jesus in unsere Welt kommt, uns berühren kann.

nach Psalm 24

Das ganze Weltall gehört Gott, vom kleinsten Atom bis zum entferntesten Sonnensystem. Gottes Wohngebiet ist die ganze Erde. Gott ist Vater und Mutter, Bruder und Schwester aller Menschen.

Wer darf zu Gott kommen? Wer darf Gottes Nähe erfahren?

Wer die nächsten Mitmenschen nicht niederdrückt mit harter Faust, wer den nächsten Mitmenschen ohne Vorurteil begegnet.

Wer auf Lüge und Betrug verzichtet und für den Frieden eintritt, wer den Weg geht, den Gott weist.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der große König einziehe.

Wer ist denn dieser große König?

Wer ist stark und mächtig?

Es ist Gott selbst, der Ursprung alles Lebendigen.

Gott ist dieser große König.

Also: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der große König einziehe.

Gebet

Unser Gott, du wartest nicht, bis wir dich gefunden haben und zu dir kommen.
Du suchst und findest uns. Immer wieder.
Du kommst zu uns in den Menschen, denen wir begegnen. 

Wir bitten dich:
Öffne uns die Augen, dass wir dich in unserern Mitmenschen erkennen.
Öffne uns die Ohren, dass wir deine Botschaft hören.
Öffne uns das Herz, dass wir deine Nähe spüren.
Öffne uns die Hände, dass wir deine Liebe weitergeben.
Öffne uns für dein Kommen in unser Leben.
Öffne uns.
Jetzt.
In dieser Stunde.
Amen. 

Lesung

Lukas 1,26-38: Ankündigung der Geburt Jesu

Musik

Gedanken zum Advent:

Wo ist nur die Zeit geblieben? Das habe ich in der vergangenen Woche mehrmals gedacht. 

Einmal natürlich, als ich die Kiste mit den Weihnachts-Sachen aus dem Keller geholt habe. Schon wieder ein Jahr vorbei. Bald ist wieder Weihnachten.

Das andere Mal war, als mir mein Vater einen Stapel Fotos in die Hand drückte, die er beim Sortieren der Fotoalben gefunden hat. Unsere Kinder als Baby und Kleinkinder bei Oma und Opa, in gemeinsamen Urlauben oder im Alltag zu Hause. Diese Kinder sind jetzt erwachsen, leben mit Partner oder Partnerin zusammen und denken ans Heiraten. Wo ist nur die Zeit geblieben. 

Wo ist die Zeit nur geblieben?

Dazu gibt es natürlich wissenschaftliche Untersuchungen. Den größten Teil unseres Lebens verschlafen wir. Unsere wache Zeit sind bestimmt von Familie, Beruf und Hausarbeit. Heute haben die Menschen mehr Freizeit als früher. Davon verbringen sie jedoch viel Zeit vor dem Computer oder Fernseher.

Wo bleibt die Zeit, wenn wir das Gefühl habe, sie verrinnt uns zwischen den Fingern?

Kurz vor Weihnachten ist das besonders zu spüren. So viel ist noch zu tun. Dabei nehmen wir uns immer wieder vor, die Adventszeit einmal anders, besinnlicher zu gestalten. Vielleicht gelingt es uns dieses Jahr. Mit weniger Ablenkung als sonst.

Das Kirchen-Jahr schenkt uns 4 Wochen der Vorbereitung auf das Fest. Bedächtig entzünden wir am Adventskranz eine Kerze nach der anderen. Und dann leuchten am Weihnachtsbaum die vielen Lichter. Es wird in unseren Wohnungen immer heller.

So bereiten wir uns auf das Kommen des Lichtes vor, die Wiederkehr der Sonne mitten im Winter wie unsere frühen Vorfahren. Es ist ja kein Zufall, dass Weihnachten in dieser dunklen Jahreszeit zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert wird. War es für die Urahnen die Wiederkehr der Sonne, die gefeiert wurde, haben die Christen dieses Ereignis für sich umgedeutet. Mitten in der Nacht kommt das Licht zur zur Welt. Das Licht der Welt, das Licht des Lebens.

Advent heißt Ankunft. Man muss also losgehen und sich auf den Weg machen um überhaupt ankommen zu können. Vor Weihnachten ist ein langer Weg zu gehen, damit die Seele nachkommt. Im Verborgenen ist die Ahnung, dass die Dinge wachsen und sich entwickeln müssen. Der Mensch braucht Muße, gerade vor den großen Festen. Es muss eben nicht alles immer schneller gehen. Im Gegenteil. Nur wer sich Zeit lässt, wird entdecken, wie wertvoll diese Zeit ist. Ich habe Geduld. Ich lerne warten, ich erwarte etwas. Und während die Natur um uns herum dunkler und kälter wird, werden die Symbole und Zeichen stärker. Erst der Adventskranz, dann der Baum. Erst eine Kerze, dann Lichterglanz. Erst Spekulatius, dann Festessen.

Übrigens:  Durchschnittlich 4 Minuten am Tag gehören Gott, so fanden die Zeitforscher heraus. Das ist nicht viel, aber immerhin ein Anfang.

Advent heißt Ankunft. Gott selbst macht sich auf den Weg zu uns. Leise und verborgen. Und der da kommt, bringt viel Zeit mit für jede und jeden von uns.

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer zum Schluss:
Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da geht’s nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen des Keimens und Wachsens und Werdens.

Musik

Biblische Lesung: Lukas 1, 26-38

DIE ANKÜNDIGUNG DER GEBURT JESU

Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach:
Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!

Sie aber erschrak über die Rede und dachte:
Welch ein Gruß ist das?

Und der Engel sprach zu ihr: 
Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.

Da sprach Maria zu dem Engel:
Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß?

Der Engel antwortete und sprach zu ihr:
Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Maria aber sprach:
Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.

Und der Engel schied von ihr.

Fürbitten

Komm, Gott, komm in unsere Welt, in unser Leben.

Komm uns entgegen mit deiner Güte und Freundlichkeit, mit deiner Barmherzigkeit und Gnade, mit deinem Trost und deinem Segen.

Komm und höre unsere Bitten.

Für die Erschöpften und Abgestumpften – dass wir sie ermuntern und ihre Augen wieder lachen können.

Für die Einsamen und Zaghaften -  dass sie sich wieder unter Menschen trauen und sich nicht aufgeben.

Für die Ratlose die am Ende sind – dass sie Menschen finden, die sie begleiten, und sie sich wieder etwas zutrauen.

Für die Kranken und Trauernden – dass sie Trost und Beistand finden und ihre Hoffnung nicht verlieren.

Für die Menschen, die Schuld auf sich geladen haben – dass sie Vergebung erfahren und neu anfangen können.

Für die Menschen, die unter Gewalt und Ungerechtigkeit leiden – dass ihr Schreien gehört wird und wir nicht müden werden uns für sie einzusetzen.

Fr die Enttäuschten, die niemandem vertrauen können – dass ihre Wunden verheilen und sie sich für neue Erfahrungen öffnen können.

Für die adventlosen Menschen, die nichts mehr erwarten – dass sie wieder einen Sinn finden in ihrem Leben. Weil wir ihnen zeigen, dass wir sie gern haben.

Komm, Gott, komm in unsere Welt, in unser Leben.
Lass es Advent werden.
Amen.