Ab dem 1. Januar 2024 sind zusammen wir mit den ehemaligen Gemeinden Eppendorf-Goldhamme und Weitmar die EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE BOCHUM-SÜDWEST.

Alle aktuellen Infos gibt es nun auf der Homepage unserer neuen Gemeinde https://ev-kirche-bochum-suedwest.de

Zum 4. Advent (20. Dezember 2020)

Ein Impuls von Pfarrerin Anja Sonneborn

Jahr für Jahr feiert die Christenheit die Jesu Geburt im Stall von Jesus in Bethlehem. Doch: Jesus ist nicht in Bethlehem geboren. Wahrscheinlich hat er auch Bethlehem nie betreten. Historisch war manches anders.

So kann man an der Weihnachtsgeschichte Anstoß nehmen oder Anstöße bekommen.

Denn wenig biblische Erzählungen stellen den Kern der christlichen Botschaft so anschaulich dar. Kaum ein biblischer Text spricht so direkt zu den Herzen der Menschen.

Szenen und Motive haben die Phantasie von kreativen Menschen aller Art angeregt. Denn das Kind in der Krippe berührt die Herzen.

Jesus stammt aus Nazareth. Sein Beiname lässt darauf schließen. Er ist dort geboren und aufgewachsen. Als Sohn des Ehepaars Maria und Josef. Es gibt keine Geheimnisse um Jesu Geburt. Wahrscheinlich hat er dort in Nazareth mit seinen jüngeren Geschwistern gespielt und später bei seinem Vater das Zimmermannshandwerk gelernt. Man kann sich also den jungen Jesus als Bauhandwerker beim Häuserbau vorstellen. So war sein Leben bevor er sein Zuhause verließ. „Ist es nicht der Zimmermann, der Sohn von Maria und Josef?“ so fragen die Menschen in Nazareth, als Jesus später in der Synagoge aus den Heiligen Schriften liest und Kranke heilt.

Warum aber stehen solche Erzählungen wie die Weihnachtsgeschichte in der Bibel? Was wollen sie uns sagen?

Den Evangelisten standen unterschiedliche Texte als Vorlage zur Verfügung, als sie ihr Evangelium aufgeschrieben haben: Sammlungen von Reden und Gleichnissen, Berichte über Krankenheilungen und sein Sterben am Kreuz, dazu Gebete und Texte, die in den Gottesdiensten der frühen Christenheit Anwendung fanden. Aus der Fülle der Überlieferungen schrieben sie ein einheitliches Glaubenszeugnis, eine überzeugende Botschaft passgenau für ihre Leserschaft.

Matthäus hatte griechisch sprachige Judenchristen im Blick, die die jüdische Überlieferung kannten. Er will zeigen: in Jesu Leben und Wirken erfüllen sich alttstamentliche Vorhersagen.

Lukas dagegen schreibt für Heidenchristen, griechisch sprachige Bewohner des Römischen Reiches.

Was ist dann von der Weihnachtsgeschichte zu halten? Ist sie etwa gar nicht wahr?
Ist eine Geschichte wahr, wenn alle Ortsangaben stimmen. Ist eine Geschichte unwahr, wenn historische Einzelheiten nicht zutreffen?

„Unser Baby ist das schönste Baby auf der ganzen Welt.!“ So drücken Eltern ihre Freude und ihre Liebe zu ihrem Kind aus.

Wollen wir andere verstehen, müssen wir zwei Fragen stellen: Was ist gemeint? Was wird gesagt?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar,“ sagt Antoine de Saint-Exupéry.

Die Welt der Fakten ist aber nicht weniger wichtig. Bei einem medizinischen Notfall z.B. braucht man Fakten, keine Äußerungen von Gefühlen.

Wir bewegen uns in beiden Welten, in der Realität der Fakten und der Welt des Erlebens.

Was uns berührt und was unser Leben intensiv und lebenswert macht, erzählen wir mit der Sprache des Herzens. Da geht es um Gefühle: Freude und Leid, Liebe und Hass, Mut und Angst, Sieg und Niederlage, Stolz und Scham. Hinter vielen Geschichten seht die Hoffnung, die Welt möge anders sein als sie ist. In dieser Welt und in unserem Alltag brauchen wir ab und zu das Innehalten und die Erinnerung an das, worauf uns die Sprache des Herzens aufmerksam machen möchte.

Was braucht unser Herz und unsere Seele? Lebe ich so, wie ich wie ich möchte? Macht mein Leben Sinn? Was ist mir wichtig?

Wo euer Schatz ist, da ist euer Herz – sagt  Jesus.

Woran dein Herz hängt, das ist dein Gott – sagt Martin Luther.

Die Sprache des Herzens ist der Sprache des Glaubens ähnlich.

Die Grundthemen des Glaubens sind Gewissheit, Vertrauen, Liebe, Barmherzigkeit, Gefühl von Verlorenheit, Hoffnung und Frieden. Diese stehen gegen Sinnlosigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung, dem Gefühl von Verlorenheit, vor dem der Glaube bewahren kann.

Die historischen Fakten von Jesu Geburt kann man ruhig einer kritischen Prüfung unterziehen. Das ändert aber nichts an der Botschaft, die der Evangelist Lukas für uns Glaubenden mit seiner Erzählung von Jesu Geburt mit auf unseren Weg geben möchte.

So enthält die Weihnachtsgeschichte Mitteilungen, die wahr sind und uns innerlich gut tun.
Das kann man nicht beweisen, man kann es nur spüren und erfahren.

----> Anregung: Ich lade Sie ein, die angehängten Bilder auszudrucken, zu Buntstiften oder Wasserfarben zu greifen, und sich bei Musik und einem Getränk die Zeit zum Ausmalen zu nehmen.

Immer, wenn ich diese Methode im kirchlichen Unterricht oder mit Erwachsenen angewendet habe, war ich erstaunt über die Erkenntnisse, die diese Bilder deutlich werden lassen. Probieren Sie es aus !!!

zum Download

zwei Bilder zum Herunterladen, Audrucken und Ausmalen

 

Fürbitten-Gebet

Unser Gott, wir trauen dir viel zu in diesen Tagen vor diesem außergewöhnlichen Weihnachtsfest.
Und du machst dich klein und wirst zum Kind. Ein Baby, in Kälte und Armut und in Ungewissheit.
Darum beten wir zu dir, weil du unsere Nöte und Sorgen kennst.

Wir bitten für alle, die nicht mehr warten wollen und können, die nicht mehr hoffen, weil jeder Tag die gleiche Sorge bringt.
Wir bitten dich für diese Menschen, dass sie sich aufmachen, sich auf den Weg machen, um deine Nähe und Hilfe zu suchen.
Wir bitten dich für alle, die verzweifelt sind, weil ihr Leben eintönig und einsam geworden ist.

Wir bitten dich …
für die Paare, die sich fremd geworden sind,
für die Familien, die kaum mehr eine gemeinsame Mahlzeit miteinander einnehmen, für die Alleinstehenden, egal welchen Alters, die sich fragen, ob es einen Menschen gibt, der Anteil nimmt an ihrem Leben.
Gib ihnen die Kraft, ihr Leben zu überdenken und den Mut, auf Menschen mit Offenheit und Neugierde zuzugehen.

Wir bitten dich für alle, die auf der Flucht sind.
Wir bitten dich für die Menschen, die ihre Heimat verloren haben und mit dem wenige, das ihnen blieb, ein neues Zuhause suchen. Lass sie offene Arme und Herzen finden. Bereite ihnen den Weg.
Und lass uns immer wieder dafür danken, dass wir uns sicher fühlen dürfen und viele Möglichkeiten haben, um andere helfen zu können.

Und schließlich bitten wir für uns, die wir oft müde und enttäuscht sind.
Stärke uns, zeige uns deinen Weg für uns.
Tröste und ermutige uns, damit wir mithelfen, deinen Beistand und deine Liebe in unserer Welt zu verkündigen.